Der Dichter Jean Paul

Jean Paul als Figur im Jean-Paul-Museum in Joditz – mit seinem glühenden Verehrer Marco (er weiß es noch nicht wirklich) auf dem Kanapee
Jean Paul als Figur im Jean-Paul-Museum in Joditz – mit seinem glühenden Verehrer Marco (er weiß es noch nicht wirklich) auf dem Kanapee

Er wusste, was Armut ist – das machte ihn zum Dichter der Menschen ohne Status

Am 21. März 1763 wird Jean Paul als Sohn eines Lehrers, Pfarrers und Organisten in Wunsiedel geboren.

Sein richtiger Name ist Johann Paul Friedrich Richter.

1765 zieht die Familie nach Joditz und zehn Jahre später,

1776, nach Schwarzenbach an der Saale.

Ab 1779 besucht er das Hofer Gymnasium.

Im selben Jahr stirbt sein Vater und damit stürzt die gesamte Familie in schwere existenzielle Not.

 

Da er ein Armutszeugnis nachweisen kann, ist es ihm möglich, 1781 in Leipzig ein Theologie-Studium aufzunehmen. Aber es erfüllt ihn nicht wirklich. Dann erste schriftstellerische Versuche.

1784 muss er vor seinen Gläubigern aus Leipzig flüchten und kehrt notgedrungen als »Versager« zurück nach Hof ins Haus seiner Mutter.

Aus Johann wird Jean

Neben der anhaltenden und aufreibenden Mittellosigkeit dieser Jahre belasten Jean Paul auch der Tod des engen Freundes Lorenz Adam von Oerthel im Jahr 1786. Als er 1787 ein Auskommen als Privatlehrer findet, lindert sich seine Notlage allmählich. Doch dann kommt der Rückschlag durch den Suizid seines Bruders Heinrich im Jahr 1789.

 

1790 wird er Winkelschullehrer in Schwarzenbach. Sein inniglicher Freund Johann Bernhard Hermann stirbt. Am 15. November hat Jean Paul eine Todesvision, die ihn zeitlebens prägen wird.

Er nennt sich von nun an Jean Paul, weil er die Gedankenwelt des französischen Philosophen Jean Jaques Rousseau aus tiefstem Herzen teilt. Er ändert nur seinen Vornamen Johann in Jean. Paul bleibt Paul, also spricht man Paul deutsch aus.

Seinen berühmten Kollegen gefiel der arme Dichterteufel weniger

1795 wird sein zweiter Roman »Hesperus oder 45 Hundsposttage« zum größten literarischen Erfolg seit Goethes »Die Leiden des jungen Werther«. Aber Goethe und Schiller mochten ihn und sein Werk nicht. 

 

Am 4. Juni 1795 schickt Jean Paul ein Exemplar des »Hesperus«. Goethe antwortet nicht, schickt den Band an Schiller mit den Worten: »Hierbei ein Tragelaph (Bockshirsch) der ersten Sorte.« 

Am 15. 12.1795 schreibt Goethe an Schiller: 

»Übrigens sind gegenwärtig die Hundsposttage das Werk, worauf unser feines Publikum seinen Überfluß von Beifall ergießt; ich wünschte, daß der arme Teufel in Hof bei diesen traurigen Wintertagen etwas Angenehmes davon empfände.«

Jean Paul war mehrmals verlobt, bevor er heiratete

Erst 1800 lernt der ehescheue Dichter in Berlin seine spätere Frau Karoline Meyer kennen. Mit ihr wird er zwei Töchter und einen Sohn haben.

1804 zieht die junge Familie nach Bayreuth und

1821 begräbt die Familie ihren Sohn Max. Den Tod kann Jean Paul kaum verwinden.

Am 14. November 1825 stirbt er an Brustwassersucht leidend und an grauem Star erblindet in Bayreuth.

Aber seine Kindheitsjahre in Joditz waren die glücklichsten

Elf prägende Jahre – vom 2ten bis zum 13ten Lebensjahr – verbrachte er in Joditz. Sie sollten die wichtigsten seines Lebens werden. In seiner Biographie beschreibt er diese Zeit als zwar ärmlich beengt, aber als die glücklichste Phase seines Lebens. In seiner »Selberlebensbeschreibung« widmet er Joditz das längste Kapitel. Seinem Lehrer Knieling setzte er in der Idylle »Leben des vergnügten Schulmeisterlein Maria Wutz in Auenthal« ein literarisches Denkmal, das in die Weltliteratur eingegangen ist.

Bei Jean Paul fand ich das Schönste, das ich je gelesen habe.